Die Sexualökonomie der modernen Pop-„Musik“

Was heute aus dem Radio in unsere Ohren geschissen wird, wird von Jahr zu Jahr beschissener. Diese „Musik“ stachelt durch ihre Rhythmen und durch ihre wohlkalkulierten hypnotischen Melodien unsere organismische Orgonenergie an und verheißt entweder sentimentale „Liebe“ ohne die Gefahr körperlicher Nähe oder den schnellen Fick ohne die Gefahr seelischer Nähe, d.h. man wird auf keinen Fall „verletzt“.

So war es schon in den Goldenen Zwanziger Jahren. Reich beschreibt das 1932 wie folgt, wobei man „Jazz“ durch „Pop“ ersetzen muß – aber ansonsten das paßgenau auf heute übertragen kann. Reich:

[D]ie soziale Revolution befreit die Frauen nicht nur von ihrer materiellen Ausbeutung durch die Unternehmer und von ihrer Versklavung durch ihre Ehemänner sondern auch von der Unterdrückung ihres Sexuallebens und ihrer sexuellen Entwicklung. Und gerade das müßten wir all jenen Mädeln sagen, die, wie wir genau wissen, viel über diese Dinge sprechen, aber nicht zu uns in die Organisation kommen, weil sie glauben, daß sie das politische und sexuelle Wissen nicht notwendig haben. Diese Mädels, die auf dem Tanzboden sexuelle Befriedigung suchen, sich dabei verbrauchen und dadurch dem Kampf um die Befreiung der Frau verlorengehen, müssen wir heranziehen; wir müssen sie mit allen Mitteln für uns gewinnen; bei uns können sie doch den heute einzig möglichen Ausweg aus ihren Nöten finden. Denn drüben, im Lager der Kirche, der Bars und des amerikanischen „Jazz“ werden sie nicht nur materiell unterdrückt, sondern auch sexuell an ihrem Körper ausgebeutet, dort gehen sie körperlich und seelisch schließlich zugrunde, nachdem sie eine kurze Zeit, betäubt von dem Firlefanz des Lichterscheins und der bürgerlichen Lebensart, glauben, daß sie darin ihren Lebensgenuß finden. Sie gehören hierher zu uns, wo sie statt eines späteren Zusammenbruchs durch Geschlechtskrankheiten, seelische Erkrankung oder bürgerlich trostlose Ehe ein Leben zwar des harten Kampfes, aber auch der geistigen Befriedigung, des Sports und unter günstigen Umständen ein befriedigendes Sexualleben finden, was sie dort ja nur vergebens erwarten. Sie gehören in die Front gegen die schamlose Erniedrigung und Ausbeutung des weiblichen Geschlechts wie des gesamten Proletariats kämpfenden Mädels und Frauen, die den Sieg der unterdrückten Klassen über die Ausbeuter herbeiführen und den Sozialismus begründen wird. Es ist unsere Sache und Pflicht, sie davon zu überzeugen. (Der sexuelle Kampf der Jugend, S. 36)

Die Drecks-„Musik“, die uns die Massenmedien andienen, spielt unmittelbar mit der „Ausdrucksbewegungen des Lebendigen“ und damit der organismischen Orgonenergie. Sie tut das, indem genitale Liebe („große Musik“, Gefühlsernst) durch pornographischen Dreck („Lady Gaga“) ersetzt wird. Reich schrieb Mitte der 1940er Jahre:

Jeder musikalische Mensch kennt den Emotionszustand, den große Musik hervorruft. (…) Sie ist (….) ein Bewegungsausdruck des Lebendigen und ruft im Hörer „Ausdruck“ oder „Bewegtheit“ hervor. Man pflegt die Wortlosigkeit der Musik entweder als Zeichen von mystischer Geistigkeit oder aber als allertiefsten, in Worten nicht faßbaren Gefühlsausdruck zu bezeichnen. Der naturwissenschaftliche Standpunkt bekennt sich zur Deutung, daß der musikalische Ausdruck mit letzten Tiefen des Lebendigen zusammenhängt. Was man als „Geistigkeit“ großer Musik betrachtet, wäre demnach nur eine Umschreibung der einfachen Tatsache, daß Gefühlsernst identisch ist mit Kontakt mit dem Lebendigem jenseits der Sprachgrenze. (Charakteranalyse, Kiwi, S. 475)

Es gibt nichts Traurigeres, als ein junges Ding auf der Tanzfläche, dem von den Dreckschweinen in den Konzernspitzen seine Seele genommen wird, während es selbst glaubt, endlich frei zu sein.

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7 Antworten to “Die Sexualökonomie der modernen Pop-„Musik“”

  1. Tzindaro Says:

    What I especially hate is Rap music. It sounds like it is intended to express anger and hostility. People who play loud Rap in public are assaulting anyone near them and inciting indiscriminate rage and anti-social behavior.

  2. Frank Says:

    Wie ist die Entstehungsgeschichte der „Goldenen Zwanziger Jahre“, was die sie entwickelnden Kräfte und Strukturen?

  3. Frank Says:

    Don Alphonso
    http://blogs.faz.net/stuetzen/2017/04/13/bereicherung-durch-raub-oder-sekundaertugenden-7586/
    Jerome K. Jerome
    „Meine Lieblingsbeschreibung des Deutschen an sich ist über 100 Jahre alt: In seinem Reisebuch “Three Men on the Bummel”, das eine Radfahrt dreier Briten durch das damalige deutsche Kaiserreich ironisch und liebevoll beschreibt, wird der Autor gegn Ende hin noch einmal ernst und sagt, wie er die Deutschen sieht: Romantisch, fleißig, aufrichtig, selbstlos und diszipliniert. Ein wunderbares Volk, um in ihm von Hamburg in den Schwarzwald zu gelangen und sicher zu sein. Aber er schreibt auch, dass diese – heute würden wir sagen, Sekundärtugenden – in der Übertreibung als Pedantierie, Heroismus und Kadavergehorsam gefährlich werden könnten. Three Men on the Bummel erschien 1900 – 14 Jahre später sollte sich auf tragische Weise zeigen, wie zutreffend die Analyse in ihren negativen Ausformungen gewesen ist.
    Jeromes Überlegungen zum obrigkeitssaatlichen Denken münden im Ausspruch, dass der Deutsche, verurteilte man ihn zum Tode und gäbe man ihm einen Strick, tatsächlich zum Galgen gehen und sich selbst aufhängen würde.“

    • JanDavid Says:

      … dass der Deutsche, verurteilte man ihn zum Tode und gäbe man ihm einen Strick, tatsächlich zum Galgen gehen und sich selbst aufhängen würde.“

      Was ja am Ende des Zweiten Weltkriegs auch geschehen ist. Man marschierte weiter bis zum bitteren Ende, zum Zusammenbruch, anstatt beizeiten zu kapitulieren – spätestens nach der erfolgreichen Invasion der Westmächte in der Normandie („Der längste Tag“) war ja die Kriegsentscheidung klar.

      Klar war weiterhin – wie ich glaube – dass die Alliierten die bedingungslose Kapitulation forderten und dies auch militärisch durchsetzen würden.

      OffTopic:

      Aktuelle Situation: wie damals ist heute die Diktatur in Nordkorea (mit ihrer „Djudje“-Ideologie) eine Art von Nationalsozialismus.

      Trump hat gedroht, Schluss zu machen damit. Juhuu!

  4. Peter Nasselstein Says:

    WOW! Zufällig gefunden: megainteressantes Video!!

  5. Peter Nasselstein Says:

    Brillantes Video über die Sexualökonomie der heutigen Jugend:

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